Ungleichheit in der Beziehung

Ein Partner ist stärker vereinnahmt als der andere. Für die Person, die in der Bez. vereinnahmt ist, sind emotionelle und physische Bedürfnisse befriedigt, es besteht kein Verlangen, über die Bez. hinauszugehen, denn der Betreffende findet ausreichend Erfüllung. Beim Vereinnahmer jedoch neigt die Libido dazu, über die Grenzen der Bez. hinauszufließen und anderswo ein Ventil zu suchen. Die psychische Energie, die hinaus fließt, ist kreative Energie, welche sich leicht auf eine andere Person projiziert, es sei denn sie findet einen geeigneten Ausweg.

Für den Vereinnahmer in dieser Bez. ist die Erkenntnis wichtig, dass unsere tiefste Sehnsucht im Verlangen nach der Einheit der Persönlichkeit besteht, einer Einheit, die laut Jung für die vereinnahmte Person über die Bez. zugänglich ist, während der Vereinnahmer sie auf andere Weise suchen muss.

Oft ist die Persönlichkeit des Vereinahmers komplexer und weiter entwickelt als die der vereinnahmten Person. Manchmal wechseln die Rollen auch und es gibt Bez., wo einmal dieser, einmal jener den Vereinnahmer darstellt. Oder ist die Frau vielleicht spirituell vom Mann vereinnahmt und der sehr Mann emotionell von der Frau oder umgekehrt. Beide haben zu kämpfen.

Der Vereinnahmte spürt Besorgnis und Kummer, da er, bewusst oder unbewusst, fühlt, dass der Partner nicht so stark an der Bez. beteiligt ist wie er. Für den Vereinnahmer ergibt sich ein Gefühl von Frustration, manchmal auch von Schuld oder Untreue, da er sich bewusst wird, dass er bzw. sie dem Partner nicht so entgegenkommt, wie dieser es sich wünscht.

Es scheint nicht die Frage des Geschlechts zu sein wie sich die Rollen verteilen, sondern vielmehr die Frage, wer die differenzierte Persönlichkeit besitzt.

Wenn die Rollen klar verteilt sind, übt das großen Druck auf die Bez. aus, und das ist ein Teil jener Kraft, die Menschen eher voneinander entfernt, anstatt sie zusammenzuführen. In jeder Bez. gibt es bestimmte Faktoren, welche die Gemeinsamkeit der Menschen, ihre Einheit und ihren Wunsch, beisammen zu sein, fördern, sowie andere Faktoren, die sie eher voneinander entfernen. Es ist sinnvoll, letztere Faktoren nicht ausschließlich negativ zu betrachten, da sie auch dem Prinzip der Individualität zugehörig sind.

Eine Beziehung ist die Verknüpfung zweier Menschen miteinander. Das ist die eine Seite des Lebens, doch die andere Seite des Lebens fordert die Betonung der individuellen Persönlichkeit und um diese zu entwickeln, müssen individuelle Unterschiede anerkannt und geltend gemacht werden.

Eine Ehe bleibt eher dann lange bestehen, wenn Mann und Frau über einen gewissen gemeinsamen Hintergrund und gemeinsame Ziele verfügen.

Jede Bez. ist eine Mischung aus Bereichen, in denen Menschen einander begegnen, und Bereichen in denen sie einander nicht begegnen, da sie eben verschieden sind.